Dienstag, 3. Februar 2009

Von Greymouth nach Fox Glacier

Mein Zelt ist wieder repariert. Den ersten Regen hat es auch schon ausgehalten. Kea's hasse ich aber immernoch!
Von Greymouth aus habe ich mit 90km meinen Rekord gebrochen. Allerdings war die Strecke fuer neuseelaendische Verhaeltnisse auch flach. Ich habe hinter Ross an einem schoenen Fluss 4free gecampt. Dort musste ich 2 Naechte bleiben, da es am naechsten Tag bis 16 Uhr geregnet hat. Ich habe die Zeit gut genutzt indem ich nur geschlafen habe. Nachts 12 Stunden, Nachmittags 3, die naechste Nacht 10 Stunden... Dann ging es immerhin ca. 65 km weiter zu einem See. Heute war Bergetappe: 3 mal 200 Meter Berge hintereinander, 18km von Franz Josef Gletscher nach Fox Gletscher, wo ich jetzt bin. Der letzte Berg (Mt. Cook) war echt mies und brachte mich wieder einmal bis kurz vors Aufgeben. Ich musste dort mal wieder viel schieben. Trotzdem kommt nichts an die Berge auf der Coromandel Halbinsel ran... Die Ostkueste der Nordinsel (Bay of Plenty) soll allerdings auch wieder so sein. Aber bis dahin ist ja noch viel Zeit.
Ansonsten habe ich hier (an der Westkueste) endlich mal viele Radfahrer getroffen und mit einem auch laenger geredet. Er ist Canadier, faehrt mit seinem Backpack auf dem Ruecken und 2 kleinen Taschen hinten, hat ein Rennrad und ist schneller als ich.... Heute habe ich ein aelteres Ehepaar ueberholt. Dabei hatten die so gut wie kein Gepaeck! Da war ich schon stolz :)
Oh nein! Ich habe eben Kea's gehoert! Wehe die landen hier auf dem Zeltplatz! NEIN.
Heute bin ich noch ne schoen Extrarunde gefahren. Ich wollte ohne Gepaeck zum Gletschertor...habe aber den falschen Weg genommen und dann war es schon zu spaet um es noch im hellen zurueck zu schaffen. Muss ich das also Morgen machen...liegt eh auf dem Weg, allerdings soll es dort Kea's geben. Und ich muss mein Rad mit Gepaeck stehen lassen, um eine Stunde hin und zurueck zu gehen. Wuenscht mir also viel Glueck!
Bitte beachtet auch den naechsten, hoffentlich lustigen, Beitrag.

Dies und Das - oder Geschichten aus NZ

Der typische Kiwi
Der typische Kiwi ist nett, freundlich, interessiert und hilfsbereit.
Geschaetzte 70% rauchen Gras und weitere 50% bauen es an. Ueberall wo ich bisher lang geradelt bin, habe ich was gerochen (mein zweiter Name ist jetzt Eduard der Haschischhund :) An der Westkueste ist es allerdings zu nass. Sogar 75 Jahre alte Opas rauchen...
Kiwis gehen nicht an den Strand, sie gucken aus dem Auto auf den Strand! Das liegt nicht nur daran, dass man auf der Strasse nicht trinken darf. Da von fast ueberall aus die Kueste nahe ist, wird die Mittagspause am liebsten mit Fast Food auf einem Parkplatz mit Meerblick verbracht.
Was man bei uns so unter Kiwis kennt heisst hier Kiwi Fruit. Und der Vogel Kiwi Bird.
Wie schon erwaehnt ist was hier flach heisst bei uns huegelig, bergig waere bei uns eine Tour durch die Alpen usw.
Der typische Kiwi erfaehrt nicht was auf der Welt so passiert. Der Aufmacher auch grosser Zeitungen ist meist von der Art Hund rettet Mann aus brennendem Haus. Wenn uebrhaupt erfaehrt man News aus England und den USA. Der typische Kiwi muss auch ein schlechtes TV Angebot in Kauf nehmen, sofern er nicht fuer SkyTV bezahlt. Aber auch dann gibt es zusaetzlich zu den 2 Programmen und dem Maori-Channel (dort gibt es immerhin lustige Sprachlernsendungen im Soapformat) nur Filme und Sport.
Der typische Kiwi kauft und gestaltet sein Auto nach praktischen Gesichtspunkten. Autos sind hier ziemlich billig (Backpacker-Van ab 1000$) und die Anmeldung ist wahnsinnig einfach. Man braucht weder eine Versicherung, noch neue Kennzeichen. Einmal angemeldet, bleibt das Kennzeichen einfach dran. Das hat den Nachteil, dass man nicht lustige Woher kommt das Auto/der Fahrer Spiele spielen kann. Fahrzeugpapiere gibt es natuerlich auch nicht. Registrieren kann man das Auto in jedem groesseren Hostel.

Die Polizei
Die Polizei ist unglaublich freundlich. Wirkliche Gefahren scheint es hier nicht zu geben, da die Streife ueber Land alleine unterwegs ist. In Nelson gab die Polizei ein paar einheimischen Jugendlichen Starthilfe. Das Auto war weder registriert, noch in legalem Besitz. Dabei lies sich der nette Polizist von den Jugendlichen filmen und fotografieren! Das Video gibts hoffentlich schon auf YouTube.
Als ich mit Jewgeni von Jack's Gasthof nach Westpost fuhr um Geld zu holen usw., hielt uns ein Polizist an. Jewgeni fuhr mit meinem Fahrradhelm und ich hatte seinen richtigen Helm. Der Polizist suchte ewig in seinem Strafkatalog nach der geringstmoeglichen Strafe! Letztlich sollte er einen SecondHand Helm kaufen und die Quittung zur Polizei schicken, um nicht 50$ Strafe zahlen zu muessen. Dass es mich ar nicht haette mitnehmen duerfen, weil er 'Lerner' ist, hat der Polizist nicht mitbekommen, da Jewgeni seine deutschen Fuehrerschein zeigte. Die huebschen Bildchen hat der Polizist trotz langer Begutachtung scheinbar nicht verstanden, da er nicht nach dem Motoradfuehrerschein fragte. Ausserdem hat er keine Zentrale angefunkt, um die Daten durchzugeben und die angegebene Adresse (natuerlich falsch) nicht ueberprueft....

Skateparks
In jeder Stadt (was hier so Stadt heisst) gibt es einen Skatepark. Er wird hauptsaechlich von Kids genutzt. Sobald die Kids alt genug sind fahren sie naemlich lieber Auto oder Dirtbikes oder aehnliches. Der Hit sind hier die zusammenklappbaren Roller, mit denen bei uns nur Juppies auf dem Buergersteig fahren. Hier werden sie wie Skateboards zum Tricks machen usw. genutzt.

Gespraeche mit Tieren
Um kommunikativ zu sein, spreche ich mangels anderer Radfahrer oft mit Tieren. Hierbei zeigten sich gravierende Unterschiede!
Kuehe gucken mich immer sehr interessiert an, erwiedern mein 'MUHHU' aber nicht. Ich wuerde mich sehr freuen, wenn ich am Ende meiner Reise mal eine Antwort bekommen wuerde. Bis dahin werde ich weiter trainieren.
Hirsche und Rehe stehen, trotz Nutztierhaltung, zu weit weg von der Strasse, um mal ein Woertchen mit ihnen zu reden. Was fuer Geraeusche machen die eigentlich?
Schafe sind echt doof. Das ist kein Vorurteil, sondern empirisch bestaetigt! Die erschrecken sich immer vor mir, rennen 3 Meter weiter, um dann so als waere nichts gewesen weiterzugrasen. Mein Maehen laesst sie auch voellig kalt...
Wekas verstehen zwar "Nein, das ist nichts zum Essen!" oder "Hau ab!". In einem unbeobachteten Moment machen sie es natuerlich trotzdem. Ueber Kea's sage ich an dieser Stelle lieber nichts.
Am besten sind Ziegen. Mit denen kann man endlich mal ne vernuenftige Unterhaltung fuehren. Eigentlich kann ich ja nicht meckern wie ne Ziege, lauttechnisch scheine ich aber auf einer Wellenlaenge mit denen zu sein. Sie sind allerdings ganz schoen verfressen, da sie immer glauben, dass das Gras auf meiner Seite des Zauns viel besser ist als auf ihrer. Ich klaere sie dann immer.
In dieser Beziehung sind Pferde sehr aehnlich, nur dass sie nett die Hand ablecken koennen, dass sie immer vom Gras der anderen Seite kosten duerfen. Ihrer Meinung nach schmeckt es wirklich besser. Naja, ist vermutlich die Atmosphaere und meine salzige Hand.
An dieser Stelle sollte man auch anfuehren, dass man hier ohne schlechtes Gewissen Fleisch essen kann. Denn es gibt keine Massentierhaltung und alle leben gleucklich bis sie schmecken :)

Infrastruktur und D.O.C.
Das Department of Conservation ist die Naturschutzbehoerde NZ's. Sie verwaltet so gut wie alles was mit Natursehenswuerdigkeiten, Walks, Picnic Areas usw. zu tun hat. Besonders lobenswert sind die Klos. Sie sehen aus wie normale Dixi-/Plumsklos. Sind aber komplett geruchslos, da sie von unten belueftet werden. Oben dreht sich ein kleines Windrad. Einziger Nachteil ist, dass bei staerkerem Wind der Hintern kalt wird. Ueberhaupt gibt es ueberall oeffentliche Klos, die IMMER sauber sind. Das ist schon manchmal komisch, da es sonst meist nicht mal einen Tante Emma Laden gibt. Besonders hier an der Westkueste gibt es manchmal Tage lang keinen Handyempfang, Internet, Supermarkt usw.
Das D.O.C. leistet wirklich gute Arbeit. Z.B. schuetzt es die Kiwi Voegel, beschildert alles und betreibt Infoueros, in denen man sich ueber alle Wanderungen usw. informieren kann. Viele Kiwis kritisieren es allerdings, weil es ein Gift gegen Possums, Marder und Wiesel einsetzt, dass auch die Gewaesser und Landwirtschaft schaedigt.